Beim ersten Treffen nach dem Winter haben wir uns fast nicht mehr wiedererkannt.
Also teilnehmende Stipendiat.innen… Maskiert sind Menschen schwer ein weiteres mal wieder zu erkennen. (für mich) Terminabsprachen mussten erneuert werden
und als wir uns die Tour de France – Taktik von Jan Ullrich und seinen Gegnern im inneren Auge versinnbildlicht haben, konnte die Vorplanung am Ort, PaK, starten.
Alle Wandflächen habe ich mit Malereien vorgeplant, die möglich sein konnten.(sehr naiv)
Eva war schon da und montierte Installationsteile.
Ich verbrachte eine Woche in Kiel viel Zeit mit meiner Familie, bevor wir uns für Sommeraktivitäten in verschiedene Richtungen bewegten.
Derzeit konnte ich bei führenden Kunstbedarfshändlern Material online nach Glückstadt bestellen.

Freitag
Der Transporter fuhr an meinem Atelier vor, wir besichtigten zusammengestellte Materialien und beschlossen Marleens´ zuerst einzuladen. Die Hautnah Serie von Peggy war sicher verladen bereits an Bord. Nachdem alles an mehreren Stationen eingesammelt hatten, fuhren Sebastian, Sönke und Jan zusammen nach Glückstadt. Wir unterhielten uns hauptsächlich über Fischmob.
Der Aufbau der Preview dauerte zwei Tage…Sonntag kamen viele Stammgäste des Kunstvereins, Familie, Bekannte, Presse und zufällig Interessierte zur Eröffnung.
Ein Rundgang mit Vorstellung der Positionen hing sich fast in einer Diskussion bei der ersten Künstlerin auf…Ute stand bereits bei ihren Werken um weitere Informationen und Angaben zu ihrer Arbeit zu machen. Als letztes war ich dran, musste Rede und Antwort zu meiner Installation auf dem Teppich halten, was eigentlich nur als Unterlage zum Arbeiten Funktion bieten sollte. Auch ein Foto mit Besen in der Hand zum Trockenmalen habe ich der Reporterin für den regionalen Kulturteil gestellt.

Dienstag
Angekommen am Palais hatte ich erstmal keine Schlüssel und Telefonnummer von Laule,
dies ließ sich jedoch fein Klären. Alle automatischen Ansagestimmen von der Bücherstube am Fleth bis Laule persönlich bescherten eine kleine Freude.
Eingerichtet musste ich mich erstmal in der Blackbox bei einem Nick Cave Konzert auf dem Beamer auf die nächsten Tage einstimmen. Eine Leinwand habe ich tatsächlich noch bespannt und Hasenleim vorbereitet.
Mittwoch Morgens fühlte ich mich ein wenig verhustet, was eine Nachwirkung der aktuellen Covidinfektion war, die ich wenige Wochen vorher hatte. Ich ging vergeblich zum Arzt um mir einen dieser von Rappern besungenen Hustensäfte verschreiben zu lassen. Trink jetzt lieber mehr Tee.
Nach einem Kaffee, einer Nussecke und dem Kauf eines besonderen Kochbuchs in der Bücherstube, kam ich tatsächlich ins Arbeiten hinein…glücklicherweise standen schon vier Keilrahmen bereit, die zum Aufspannen, (grundieren etc.) von mir vorbereitet waren.
Lange nichts gehört, schrieb ein Freund per SMS, ich machte Italo Disco an und bereitete drei Leinwände vor, wobei die erste dann schon trocken war schon umgespannt und in anderer Position wieder fixiert werden sollte. Eine Methode, mit der ich bereits 2017 meine ersten Monochromen farbüberlappenden Bilder gemalt hatte. Dabei ging es um lasurähnliche Einstellungen…
wie die Malereien nun werden ist ergebnisoffen.
Farbmässig habe ich mir ein Ultramarinviolett und sowas wie Surf-green vorgestellt, in Matter Tempera mit hoher Pastell Anmutung.
Wer weis.
Mit dem Beginn der Arbeitsschritte veränderten sich die Ziele auch.. Das erste Stück Leinwand ist transparent violett und transparent grün grundiert worden. Einige andere Formate habe ich erst ähnlich grundiert, bis der Hasenleim fertig war. Damit liessen sich schneller einige bespannte Großformate vorgrundieren.
Nach der Trocknung am nächsten Morgen konnte das Beschichten weitergehen, begonnen mit dem Anmischen von Eitempera, literweise…Grundierung dann auch. Halbkreidegrund mit Alkydharz, Leim und Kreide…dann sang der Mixer kurz auf und das Haus wurde dunkel.
Musste also das verbrauchen was ich hatte und Acryl dazu nehmen.
Was zur Folge hatte, dass meine am schönsten grundierte erste Arbeit mit einem großen Haufen Umbra bestäubt und bewässert wurde. Ein unfreundlicher Klumpen grünbraun legte sich über die leichte Lasur und zerstörte die Leichtigkeit im Handumdrehen.
Ich ging im Segelshop Schleifpapier holen (das wär´ ein guter Grund eine Leuchtpistole zu kaufen) die Leute machten dort Selfies mit einem Segel-Star, der sich seinen Schiffslack holte…toll:)

Ich mache an anderen Stellen weiter und beim Vorbeigehen verschlimmbesserte ich mit jedem Farbauftrag die Arbeit1. Nun konnte ich die Leinwände und Farbwerkzeuge raus aufs Feld tragen…Mit Schutzbrille gelang es auch einigermaßen gute Ergebnisse zu erzielen. Im Farbsprüher war jetzt Kaugummiblau – in Eitempera. Dieses Öl,Wasser, Harzgemisch ließ sich gut verteilen, wobei es knapp nicht die volle Leinwand bedecke Die Erste besagte Leinwand hing auch ganz Oben und war dran in Titanorange/Weissgemisch beschichtet zu werden.
Vielviel Material ergoss sich auf die stehende Oberfläche. Ich holte noch mehr großformatige Leinwände, platzierte diese auf dem Feld an Laternenpfählen und mixte mehr Farbe an. Auch von der Menge sollte es so reichen, dass diesmal die ganzen 3Quadratmeter benetzt sein sollen. Füllte es ein und Dokumentierte. Dabei übersah ich den gelösten Schlauch. Ein Loch am Boden der Kanne sorgte dann für Reduktion im Material: Die violette Eiermatsche zog dann in die Erde ein. Ich verdünnte den übrigen Rest schnell mit Flüssigkeiten, die greifbar waren und bemalte das Bild. Am Ende hatte ich drei 1,50 x 2m, zwei 1m x 1,50 und ein Paar kleinformatige Leinwände auf dem Platz an Laternenpfählen positioniert. Bis die Polizei kam …. und mit mir über Kunst sprechen wollte. Das kann ja heutzutage alles sein.
Aber durch den langen Arbeitstag war ich nur begrenzt geduldig mich über Grundsätzliches in der Kunst und auf der Welt zu unterhalten.War dann froh wieder allein zu sein.
Ich versuchte die letzten Bilder noch deckend zu sprühen und überliess das Letzte zum Trocknen der Nacht.
Freitag 29.7.2022
Die Kuratorengespräche standen an – und das vorherige aufräumen und Putzen auch. Bis Sönke und Sebastian kamen. Dann begann die Sichtung und Verbesserung. Einige Bilder packte ich in den Garten, um diese mit der gleichen Farbe aber viel höherem Weissanteil zu beschichten.
Anscheinend waren die Reize der Umgebung und der Aktion selbst so stark, dass auch die Farben stets kräftiger wurden. Zuletzt war von dem frischen surf green nur noch ein Volltontürkis übrig, was ganz gegensätzlich dem Ursprungsplan war.
Nach und nach kamen alle Fehler zum Vorschein, und wurden so gut es geht behoben. Die Leinwand, die nun einen Tag am Deich an der Laterne Stand,war ausgebeult wie ein Spinnaker.
Ich setzte noch ein Weissgrün darüber und wartete vor Ort bis es trocken genug war um es ins Palais zu bringen.
30.7.
An diesem Samstag stellte ich einmal alle bisher gemalten Bilder nebeneinander um einen ersten Eindruck zu bekommen. M, grundierte noch drei kleine Formate und überpinselte das Erste und mit zu vielen Schichten versehene Bild. Der Oberfläche gab ich gestern noch einen Anstrich, weil die Grünen Krümel reine Pigmentstörungen waren, die ungebunden beim Überwischen Forst Grün schmieren.
Also noch mehr Acrylbinder, bis so viel Tote Masse mir die Idee brachte diese mit Transfer-Leinen abzureissen.
Gelungen.
Nach dem Antrocknen der tausendsten Plastikschicht ließ sich die Haut mit Stoff bis zur
ersten Temperaschicht nach der Grundierung abreißen.
Endlich wieder frei. Nur einige Spuren zeugen von dem Missgeschick.
Ich vermalte darauf final einmal das Restgelb, welche in einer Viva Con Aqua – Fasche archiviert war.

Ein wunderschöner Einkauf von Kinderbüchern (und anderen Lebensmitteln) folgte und ein Video- Interview, welches ich aufgrund eines körperlich unsoziale Zustandes bisher nicht führen wollte. Arbeiten mit Harzen hinterlässt halt Spuren. Auch im Gehirn. Deswegen sind früher die Maler auch nichtso alt geworden.
Die Eigenschaften der Bilder sind auf den zweiten Blick deutlich (für mich) zu erkennen… dass es eben nicht nur Stumpf einfarbig bepinselt wurde. Viele komplementäre Schichten ergeben irgendwann das Farbschema, wie es sichtbar sein soll. So sind auch die ersten Besucher und Besucherinnen in der Ausstellung. Ich hatte vergessen die Türen zu Öffnen. Laule kam nach Feierabend im Buchladen ins Palais und erinnerte mich mit dem Gang durch die Ausstellung und dem Einschalten der Videoarbeiten.

Eine Letzte Arbeit möchte ich noch abschließen: durch die vielen Farbschichten beim ersten Bild auf 148 x 98 cm Größe wollte ich nun nicht mehr. Lediglich (geplant) sind zwei farbige Grundierungen mit technischer Gelatine , versetzt aufgetackert … und eine Letzte satt- Farbige Temperaschicht, die sich deckend und strahlend darüber legt. So hell wie möglich- ähnlich wie verblasste Wildstyle fill-ins oder Retro- Trainingsjacken. Ich mache mich wieder an die Arbeit. 14:47…
Zeit zu Re-toxen.