RUHE

 

Kiyoshi Shiraishi

und

Daniel Behrendt

Japanische und Deutsche Positionen der zeitgenössischen Kunst

Eröffnung 28. April 2019 14 Uhr

Zur Eröffnung spielt Renkei Hashimoto Shakuhachi (jap. Bambusflöte)

 

 

 

Kiyoshi Shiraishi kommt aus Saitama, einem Vorort von Tokio, und hat regelmäßige Ausstellungen in ganz Japan.
Kiyoshi Shiraishis Kunst ist sowohl traditionell als auch modern. Aus der buddhistischen (Zen) und shintoistischen Gedankenwelt entspringend, schöpft er Inspiration für seine Malerei.
Die Überbrückung der Kluft zwischen Ost und West, zwischen Kunstwerk und Betrachter, zwischen Herz und Verstand, zwischen dem Äußerlichen und Innerlichen, zwischen Antike und Moderne, zwischen Physischem und Metaphysischem ist das zentrale Thema. Shiraishis Gemälde sind verwandt mit westlichen Malern der monochromen Malerei, aber nicht in einem „Avantgarde“-Sinn, sondern sie transzendieren das Abstrakte mit überzeugender Handarbeit und einer Hingabe an die natürliche Welt.
Daniel Behrendt wurde 1970 in Stendal geboren, absolvierte von 1997 bis 2000 eine Ausbildung zum Zimmermann. Von 2002 bis 2005 studierte freie Kunst an Fachhochschule Ottersberg. Anschließend wechselte er an die Hochschule der Künste in Bremen und beendete dort nach seinem Diplom sein Studium 2009 erfolgreich als Meisterschüler von Karin Kneiffel. Behrendt wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Seit 2005 stellt er regelmäßig im In- und Ausland aus. Behrendt lebt und arbeitet in Bremen.
Daniel Behrendts Architekturmalerei zeichnet sich durch eine charakteristische Intensität aus.
Seine thematischen Schwerpunkte findet er in der Illustration Städtebaulicher Landschaften. Diese dienen nicht als Portraits geographischer Lokalitäten, sondern um Milieus zu skizzieren und spezifische Stimmungen und Atmosphären festzuhalten.
Für seine Malerei sammelt Behrendt Eindrücke und fotografische Momentaufnahmen auf seinen Wegen durch urbane Milieus. Er schreibt dazu: „Erstaunlich in welchen Hinterecken man bewohnte, zumeist brachial und erbarmungslos hingesetzte Betonkuben entdeckt. Wer lebt an einem solchen Ort, wie sieht dieses Leben aus und welche Parallelen lassen sich dort für die Allgemeinheit ziehen?“
Das Abgebildete in Behrendts Arbeiten soll deutlich aus der Ölfarbe heraus entstehen. Durch das Aufbauen von Schichtungen, was unter anderem auch dazu führt, dass die Struktur der Leinwand in den Hintergrund tritt, soll Materialität deutlich werden.
„Ich glaube an eine gewisse Kraft, die von der Farbe ausgeht und dem Gesehenen dazu verhilft, spürbar zu werden.“
So nüchtern seine Bilder auf den ersten Blick erscheinen, sie schaffen eine offenkundige Präsenz. Er findet Würde und Geheimnis in dem, was der Beobachter als anspruchslose und herzlose Architektur der Gegenwart bewertet. Die Mauer, der Putz, die Pigmente, das Fenster, der Vorsprung – ihre physische Präsenz ist frappierend, ganz ohne Anspielung und Maskerade. (Dr. Rainer Beßling)
Aktuell entsteht seit Mitte des letzten Jahres eine Arbeitsreihe von malerischen Zeichnungen die mit „stripes“ betitelt ist.
Es handelt sich bei dieser neuen Serie um eine Reihe kleinformatiger Blätter, die als Weiterführung vorangegangener Arbeiten auf Papier entstanden sind. Die Werke leben vom minimalistischen, malerischen Umgang mit dem Medium Papier und ihrer besonderen technischen Herangehensweise.
Auf den aktuellen Blättern zeigen sich einfache, geometrische Grundformen die zentral auf dem Format in Szene gesetzt werden. Allerdings geht es nicht vorwiegend darum, was zu sehen ist, sondern eher darum wie das Entstandene in Erscheinung tritt!
Kreise, Quadrate und Dreiecke, in etlichen Variationen sind nicht im herkömmlichen Sinne gemalt oder gezeichnet, sondern durch aufwändige Prozeduren des Abklebens und Schichtens, mit Ölfarbe ausgerakelt. So stehen die Farblinien wortwörtlich leicht erhaben und haptisch auf dem glatten Papiergrund und prägen sich in diesen ein. Das Öl der Farbe zieht in das saugende Papier und zeichnet sich somit autonom über Tage weiter in den Bildraum.
Gerade diese Symbiose von Bildraum und Farbe, die zu großer stofflicher Dichte und koloristischer Intensität führt und immer wieder neue Aspekte zum Vorschein bringt, hat derzeit Behrendts volle Aufmerksamkeit.