Das Renaissance-Palais (Quasi non possidentes) in Glückstadt
Das Palais im Stil der holländischen Spätrenaissance wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut, worauf die erhaltenen, wenn auch nicht sichtbaren, sogenannten Entlastungsbögen im Mauerwerk schließen lassen; das genaue Baujahr ist jedoch nicht bekannt. Vor diesem Mauerwerk gliedern geputzte Kolossalpilaster das Gebäude in acht Fensterachsen. Ein mächtiges, regelmäßiges Walmdach mit roten Tonpfannen unterstützt den repräsentativen Charakter des Palais’.
Der Portalaufsatz aus Sandstein ist im Zuge der Sanierung erneuert worden, das Original befindet sich im Detlefsenmuseum. Das ovale Feld des Aufsatzes ist von Blüten und Akanthus umgeben und trägt das von zwei Lorbeerzweigen umfaßte Initial „W“, das noch nicht entschlüsselt worden ist. Das in den Sturz gemeißelte “Quasi non possidentes” („gleichsam nichts Besitzende“) gibt ein weiteres Rätsel auf, muss der Erbauer doch außerordentlich wohlhabend gewesen sein. Der Stadthistoriker Hans-Reimer Möller vermutet darin einen Hinweis auf den in der Barockzeit verbeiteten Vanitas-Gedanken. 1796 wurde die Witwe des Proviantkommissars Lorenz Jessen als Eigentümerin genannt, von 1700 bis 1752 war die Regierungskanzlei in diesem Palais untergebracht. In der Folgezeit bewohnten das Haus hohe Vertreter von Regierung und Gerichtsbarkeit, nach Ende von Glückstadts Zugehörigkeit zu Dänemark (1867) wohlhabende Kaufleute und Unternehmer.
1985 wurde das Gebäude mit Mitteln der Städtebauförderung restauriert und als Ausstellungsgebäude hergerichtet.
Nach vorübergehender Nutzung als städtische und privat betriebene Galerie, übernahm der Glückstädter Kunstverein „Palais für aktuelle Kunst e.V.“ das Gebäude zum 1. August 2000.
(Quelle: Hans-Reimer Möller, Glückstadt. Ein Führer durch das Stadtdenkmal und seine Geschichte, 1994)