Dörte Eißfeldt

Cumulus

Dörte Eißfeldt ist als Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig Mittelpunkt einer jungen Künstlergeneration, die sich mit dem Medium Fotografie beschäftigt. Als Forscherin begibt sich die 57-Jährige auf die Suche nach dem fotografischen Bild und unterzieht es wieder erneuten Prüfungen. Dabei wird besonders die Oberfläche formal und inhaltlich dekonstruiert. Sie wird hinterfragt, gedoppelt, auf mehrere Ebenen gehoben und zerteilt – und so in ihrer wahren Natur sichtbar gemacht. Hat das Bild einen Körper? Manche der Arbeiten Dörte Eißfeldts beantworten diese Frage mit „Ja“. Die Künstlerin hat sich nie nur mit dem Bild als Fläche begnügt. Ihre Arbeit „Surface“ (1992) beispielsweise zeigt ein Gesicht, das auf mehreren Glasplatten ausbelichtet wurde und hintereinander im Raum steht. Nur von einem Punkt aus, sieht man das Bild genau. Auch ihre Serie „Portrait“ (1990), die ausdruckslose Gesichter formatfüllend zeigt, verharrt nicht in der Zweidimensionalität. Obwohl auf Fotopaper gebannt, also einem flachen Träger, wirken die Gesichter – mit ihren mal geschlossenen, mal geöffneten Augen – verblüffend plastisch, scheinen sich dem Betrachter aus der Fläche entgegenzurecken. Die Serie „Wald“ (1991) hingegen stemmt sich mit aller Macht gegen die Dimension. Hier fotografierte Eißfeldt das dichte Blätterwerk eines Waldes. Spitze Lichter, sowie Schattenzonen wurden eliminiert um den Baumkronen ein möglichst flaches, gleichmäßig graues Aussehen zu verleihen. Dennoch lebt er. Durch die Einzelbilder der Serie, die sich an den Rändern überlappen, kommt Bewegung in die Wipfel.

Eißfeldts „Flash Paintings“ (1995) entlarven Fehler so genannter „Alter Meister“, wie sie z.B. in renommierten Museen wie dem Pariser Louvre zu sehen sind. Die Künstlerin knipste die Gemälde heimlich mit Blitzlicht. Das Ergebnis offenbart zweierlei. Einerseits werden durch dieses Verfahren die unebenen und ausgebesserten Stellen in den Gemälden sichtbar, was die alten Werke von ihrem auratischen Sockel hinunter holt. Zum zweiten wird durch die Reflektion des Blitzes ein weiteres Bildelement hinzugefügt. Die weißen Lichtflecken in den Ölbildern erweitern sie um eine mystische, geisterhafte Komponente, indem sie dargestellte Gesten und Szenen teilweise löschen – was von den abgebildeten Figuren nicht unkommentiert bleibt. Auch die „Zeitungsbilder“ (2006) arbeiten mit gefundenen Motiven. Eißfeldt fotografiert Abbildungen aus Zeitungen so, dass sie um zusätzliche Komponenten ergänzt werden. Mal macht sie durch hindurch scheinendes Licht die Rückseite der Zeitung auf dem Foto sichtbar, mal kommentiert ein Falz oder Knick das abgedruckte Bild auf entscheidende Weise.

Besonders eindrucksvoll sind Dörte Eißfeldts Wellenbilder und – nomen est omen – ihre Eisfelder („I See Ice“). Während sich die Wellen in ihrer Serie „Conil“ von 2003 mächtig vor dem Betrachter auftürmen und durch die Unschärfen ständig in Bewegung zu sein scheinen, ruht das aufgetürmte Eis, das die Künstlerin in Island fotografierte, starr und still im Meer.

Einführung: Christiane Opitz, Leiterin des Palais für aktuelle Kunst

Rahmenprogramm zur Ausstellung:
Führungen durch die Ausstellung: Sa., 19. April, Sa., 3. + 17. Mai, um 15 Uhr.
Kurzfilmabend: Fr., 16. Mai, um 20 Uhr, Eintritt: 3,- (für Mitglieder frei).
Künstlergespräch mit Dörte Eißfeldt: So., 25. Mai, um 16 Uhr.

6.April – 25.Mai 2008

Die Ausstellung findet im Rahmen der 4. Triennale der Photographie Hamburg statt.
Wir danken der Steinbeis Temming Papier GmbH & Co. für die freundliche Unterstützung.