Stefan Moses

Das Tier und sein Mensch

Stefan Moses, Walter Schels, Gisbert Lange, Frank Herzog,
Gesa Lange, Erich Schmidt, Manuel Zint

Seit Urzeiten gehen Tier und Mensch Verhältnisse ein, die sich im Spannungsfeld zwischen tiefer Zuneigung und existentieller Abhängigkeit bewegen. Ohne Tiere hätte sich die Gattung Mensch wahrscheinlich nicht zu so einem Erfolgsmodell entwickelt. Auch heute brauchen wir Menschen Tiere, jedoch nicht mehr ausschließlich ihres Fleisches wegen, wie unsere Vorfahren. Sie sind Helfer und Assistenten, Transportmittel – und natürlich Spielkameraden und beste Freunde. Vor allem aber brauchen wir Tiere, um etwas über uns selbst zu erfahren.

Die Künstler der Ausstellung „Das Tier und sein Mensch“, nähern sich dem
Thema von verschiedenen Richtungen. Der Münchener Fotograf Stefan Moses
(*1928), der der Ausstellung seinen Titel gab, hat in seinem Werk immer
ein besonderes Augenmerk auf das Verhältnis von Tieren zu ihren Menschen gepflegt.
Seine Beobachtungen sind voller Herzenswärme, skurril und ironisch. Ganz besonders
deutlich wird das in seinem 1991 erschienenen Bildband „Abschied und Anfang“.

Der Hamburger Gisbert Lange (*1948) ist den Glückstädtern kein
Unbekannter. Bereits in der ersten Ausstellung des Kunstvereins im Jahre
2000 präsentierte er einen Dickhäuter in Originalgröße. Damals war es
ein Nashorn, diesmal sind es ein afrikanischer Elefant und Antilopen –
ebenfalls im Verhältnis 1:1. Das besondere an Gisbert Langes Aquarellen:
Durch die Präzision und Detailverliebtheit seiner Arbeitsweise, wirken
die Tiere wie fotografiert. Fast scheint es, als hätte man sie direkt
von der Steppe Afrikas in die Glückstädter Ausstellungsräume geholt.

Frank Herzog (* 1949) lebt und arbeitet mit Familie und drei Hunden in
Eichelhardt im Bergischen Land. Ursprünglich hatte er sein Atelier in
Köln, von Anbeginn seines Studiums an der Fachhochschule in Bielefeld
verbindet ihn eine Künstlerfreundschaft mit Gisbert Lange. Dessen
langjähriger Wegbegleiter, ein Münsterländer Mischlingswelpe namens
Friedchen, inspirierte ihn zu allerlei Holz- und Schnitzarbeiten zum
Thema Herr und Hund, denen in dieser Ausstellung ein eigener Raum
gewidmet ist.

Der in Hamburg lebende Fotograf Walter Schels (*1936) macht zurzeit mit
der Ausstellungstournee und dem Foto-Band „Noch einmal Leben vor dem
Tod“ auf das Sterben in Hospizen aufmerksam. Zusammen mit der
Spiegel-Journalistin Beate Lakota haben sie eindrucksvolle Portraits und
Interviews von Menschen kurz vor – und kurz nach ihrem Tod gemacht. Ein
anderes, eher heiteres Sujet, sind seine großformatigen
Portraitaufnahmen von Tiergesichtern. Hier findet Schels das, was ihn
beim Fotografieren interessiert: Das reine, unverstellte Gesicht.

Gesa Lange (*1972) untersucht Machtverhältnisse zwischen Tier und
Mensch. Die Zeichnung „Großvaters Erbe“ zeigt Kaninchenställe, die
Langes Großvaters in den 60er Jahren errichtete. Trotz seines strengen,
ordnungsliebenden Wesens, wirken die Käfige eher zusammengezimmert. Eine
weitere Ambivalenz: Der Großvater redete mit den Tieren und gab ihnen
Namen. Am Ende wurden sie jedoch geschlachtet. Nutzen, Wichtigkeit,
Gleichgültigkeit in abgegrenzten – aber sich bedingenden – Systemen
markieren wichtige Punkte in Langes Arbeit.

Im Treppenhaus der ersten Etage trifft der Besucher auf eine rätselhafte
Arbeit mit dem Titel „Der Gesang der Vogelspinne“, eine Installation mit
Klang aus dem Jahr 2004 von Manuel Zint (*1974). Zint war Meisterschüler
bei Lili Fischer an der Kunstakademie in Münster, er lebt und arbeitet
als Objekt- und Installationskünstler in Itzehoe.

Wer genau hinsieht bei seinem Rundgang wird auf kleine Schnitzereien im
Treppenhaus und anderswo aufmerksam. Gemeint sind die Vogelschnitzereien
von Erich Schmidt (*1921), aus Hatzfeld an der Eder, in seinem Dorf auch
„Vogelschmidt“ genannt. Der 87-Jährige lernte die Fertigkeiten zum
Vogelschnitzen in einer Fabrik für Kunstglieder und Prothesen.

Rahmenprogramm zur Ausstellung:

Führungen: Sa, 21. Juni., Fr, 11. Juli (Kulturnacht) + Sa, 02. August,
immer um 15 Uhr
Kurzfilmabend: Fr, 11. Juli (Kulturnacht) um 20 und 22 Uhr
Künstlergespräch: So, 22. Juni um 17 Uhr. Mit Gisbert Lange, Walter Schels und Gesa Lange.
Fotowettbewerb: Noch bis zum 3. Juli können Kinder und Jugendliche zwischen 6-17 Jahren ihre Fotos zum Thema „Tier & Mensch“ einreichen.

8.Juni – 10.August 2008

Wir danken den Stadtwerken Glückstadt, der Sparkasse Westholstein und der Steinbeis Temming Papier GmbH & Co. für die freundliche Unterstützung.