Yesim Akdeniz Graf

a dream within a dream (rüya içinde bir rüya)

Ein einsames Haus auf einer Klippe, eine junge Frau mit roter Kappe, ein Elefant, der auf Flaschen balanciert. Die großformatigen Acryl- und Ölgemälde der Künstlerin Yesim Akdeniz Graf mit ihren klar konturierten, flächig gemalten Motiven bedienen sich einer rätselhaften und verschlüsselten Bildsprache. Dennoch (oder gerade deshalb) rufen Sie eine Faszination hervor, der sich der Betrachter nur schwer entziehen kann. In den Arbeiten der 1978 im türkischen Izmir geborenen Malerin finden sich zahlreiche Zeichen und Zitate wieder, die sich sowohl auf die Klassische Moderne beziehen, als auch aus dem popkulturellen Bildfundus schöpfen. Außerdem zirkulieren Akdeniz Grafs Bilder immer wieder um die Gedichte Edgar Allen Poes, die Filme von Catherine Breillat, J.G. Ballards Sci-Fi-Geschichten, Sigmund Freud, sowie die kunsthistorische Abhandlung Camille Paglias „Art and Decadence from Nefertiti to Emily Dickinson“.

Verweise aus jenen Quellen platziert sie in üppige Landschaften, am Meer oder in Interieurs und schafft so eine märchenhafte Welt, die dennoch fest im aktuellen hier und jetzt verankert ist.

So ist „Magritte, Me and my Murder“ (2010) angelehnt an den Bildaufbau von René Magrittes Werk „Les Valeurs Personnelles“ aus dem Jahr 1952. Allerdings ersetzte Akdeniz Graf die überproportional großen Alltagsgegenstände auf dem Original durch Elemente, die eher ihrer mysteriösen Bildsprache entsprechen: einer Tasche, einem Mann mit Schnurbart, einem Fenster. Durch dieses blickt der Betrachter nach draußen, auf einen der brennenden Twintower – ein Medienbild, das sich in die Gedächtnisse so vieler Menschen eingebrannt hat, wie wohl kein anderes.

Düster geht es auch in der Malerei „Perfect Love“ zu (2010). Eine Frau, die optisch an die Malerin selbst erinnert, kauert in abwehrender Pose vor einem Angreifer mit Waffe. Hier war es ein Gedicht Edgar Allen Poes, das die Künstlerin zu dieser dramatischen Szene inspirierte.

Auch die Disziplinen Architektur und Film tauchen in den Werken auf. So zeigte Akdeniz Graf vor einigen Jahren in Amsterdam eine ungegenständliche Malerei mit mehreren konzentrischen Kreisen. Sie verwiesen auf ein Motiv aus dem Horrorfilm „The Ring“ (2002). In diesem amerikanischen Remake des japanischen Kinoklassikers „Ringu“ aus dem Jahre 1998 geht es um mediale Bilder auf einem Video, die Jedem, der sie ansieht, den Tod bringen. Mit dieser Idee spielte die Künstlerin, indem sie, im Rahmen der Ausstellung, so genannte „Störbilder“ dazu einsetzte, um Irritation zu erzeugen und die Aufmerksamkeit des Besuchers auf andere Arbeiten der Schau zu richten. Ein Versuch, durch die Montage von Ausstellungsarbeiten Rezeptionsverhalten gezielt zu steuern.

Auf den aktuellen Bildern der 33-Jährigen kommt noch eine weitere symbolische Ebene hinzu. Auf „Cassandra“, „The Elephant in my Heart“ oder „Anatomy of Hell“ alle im letzten Jahr entstanden, bevölkern Elefanten und Tiger die Leinwand. Hier nutzt die Künstlerin vor allem die symbolische Bedeutung und geheimnisvolle Aura dieser exotischen und kraftvollen Tiere, um die sich bekanntlich zahlreiche Mythen und Märchen ranken.

Die Künstlerin studierte bis 2002 an der Kunstakademie Düsseldorf, u.a. bei Prof. Krieg. Nach Aufenthalten in Amsterdam und Berlin, arbeitet Akdeniz Graf seit etwa zwei Jahren von Istanbul aus. Werke der Künstlerin wurden bereits in Museen, wie z.B, dem Stedelijk Museum (Amsterdam) gezeigt worden und sind in großen Sammlungen vertreten. „A dream within a dream“ im PaK Glückstadt ist neben den zwei Ausstellungen – „Ulalume“ in der Galerei Fons Welters (Amsterdam) und „The Tell-Tale Heart“ bei Dirimart in Istanbul – der letzte Teil einer Ausstellungstrilogie zu den Gedichten Edgar Allen Poes.

Begrüßung: Jan Wallraf, 1. Vorsitzender PaK
Einführung: Christiane Opitz, künstlerische Leitung PaK
Kurzfilmabend #16: Freitag, 5. August, 19.30 Uhr

Wir danken dem Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holsteins, dem Landeskulturverband Schleswig-Holstein e.V., der Produzentengalerie Hamburg und der Galerie Fons Welters/Amsterdam  für die freundliche Unterstützung.