Hadassah Emmerich

Ornament und Verbrechen

Der Kunstverein Glückstadt zeigt ab dem 24. Oktober 2010 Werke der Künstlerin Hadassah Emmerich. Die 1974 in Heerlen (NL) geborene Künstlerin lebt und arbeitet heute in Berlin.

Die in den Niederlanden aufgewachsene Künstlerin mit deutschen, chinesischen und indonesischen Wurzeln beschäftigt sich in ihren Werken, inspiriert durch Vorbilder vergangener Epochen, mit den großen Themen des Kolonialismus, der Globalisierung und der nationalen Identität und greift die Wandlungen und Deutungszuschreibungen von Kultur künstlerisch auf.

Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist ihre persönliche Geschichte bei der sie den „Orientalismus“ mit all seinen Zeichen und Zuschreibungen in einem europäischen Kontext verhandelt. Kulturelle Vieldeutigkeiten sind Hadassah Emmerich ebenso wichtig wie Wahrnehmung und Begrifflichkeit von Geschlecht. Ihre Werke sind Kompositionen von Symbolen und manchmal auch Worten in Anlehnung an Themen wie „Exotik“ – Frauenkörper, Blumen, Gesichter oder Früchte verschmolzen mit ästhetischen Indikatoren wie „ das Weibliche“ und das „Primitive“. Durch das explizite Herausarbeiten dieser Qualitäten in Ihren Arbeiten, zeigt Emmerich wie schwierig es ist, ästhetischen Faktoren zu bestimmen und zu verordnen. Geprägt von einer bestimmten Sicht auf die Dinge sind sie immer auch willkürliche Konstruktionen im Ermessen des Nutzers und Betrachters.

In ihrer Einzelausstellung im Palais für aktuelle Kunst mit dem Titel „Ornament und Verbrechen“ widmet sie sich unter anderem Personen und Mythen der Geschichte Glückstadts. Aufwendige, ornamentale Malereien, Wandarbeiten, Papierarbeiten und Drucke wandeln die Räumlichkeiten des barocken Palais in eine Gesamtinstallation. Hierfür lässt sie sich durch die so genannten „Period rooms“ inspirieren, spezielle Ausstellungsräume in Museen, in denen Kunstwerke der verschiedensten Gattungen zusammen in einem Ambiente präsentiert werden, das zeitgemäßen Räumlichkeiten nachempfunden wird, in denen die präsentierten Arbeiten entstanden sind.
In Form von Portraits, abstrakten Gemälden oder kontrastreiche Linolschnitten auf Papier beziehen sich einige der Kunstwerke direkt auf die Hafenstadt Glückstadt und greifen Themen wie Dekadenz, Handel, Schifffahrt und Wohlstand auf. Emmerich verbindet dabei Exotismus und Ornament mit den Mythen der Vergangenheit Glückstadts und lässt diese in einer linearen Erfahrung von Zeit und Raum auf die Gegenwart treffen.

Die Ausstellung läuft bis zum 19. Dezember 2010 im Palais für aktuelle Kunst Glückstadt. Zusätzlich findet am Freitag, 17.12.2010 um 20 Uhr ein Kurzfilmabend und am Sonntag, 21.11.2010 um 15 Uhr ein Künstlergespräch mit Hadassah Emmerich statt.

Text: Kerstin Niemann

21.11. 15 Uhr: Künstlergespräch mit Hadassah Emmerich
17.12. 20 Uhr: Kurzfilmabend # 13

24. Oktober – 19. Dezember 2010

Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft des Königreichs der Niederlande und das Fonds BKVB