GEGEN WEISS: Peripherien der Zeichnung

setzt eine Ausstellungsreihe zu zeitgenössischer Malerei fort, die Bettina Carl 2007 in Zürich initiierte. Das internationale Projekt im Palais für aktuelle Kunst in Glückstadt wird von den Künstlerinnen Ina Bierstedt und Bettina Carl kuratiert, die seit 2001 unter dem Namen CAPRI Berlin als kuratorisches Team zusammenarbeiten.

GEGEN WEISS: Peripherien der Zeichnung legt den Fokus auf das Medium Zeichnung; die präsentierten Werke umfassen ein weites Spektrum, das sowohl klassische Arbeiten auf Papier als auch räumliche und malerische Formen des Zeichnerischen einschließt. Ihr verbindendes Element ist die materielle Reduktion — Und gerade in dieser Einfachheit eröffnet sich eine überaus spannungsreiche Vielfalt bildnerischer Auffassungen und Konzepte.

GEGEN WEISS Einführung

Malen ist immer ein Prozess des Verdunkelns. Es genügt die geringste Abweichung vom Weiß, von der Leere des Bildgrunds, und schon verkompliziert sich alles: aus einer sauberen Fläche wird eine schmutzige, das Eindeutige wird ambivalent, ein Ding (eine Leinwand, eine Mauer, ein Blatt Papier) verwandelt sich in den Träger von etwas ganz Anderem.
GEGEN WEISS könnte an vielen Wänden der Stadt stehen. Diese Parole ist der Anfang jeder Zeichnung und jeden Gemäldes, ist das trotzige Insistieren darauf, nun doch noch ein Bild zu erfinden – als gäbe es davon nicht schon genug.
Seit langem wird zwischen den Bildgattungen vielfach hin- und herübersetzt, nachgestellt, gesamplet und Karaoke gesungen. Der Einfluss der Massenmedien auf alle Malerei der letzten 150 Jahre ist offenkundig, und dennoch ist das innige Verhältnis beider Phänomene ein völlig konkurrenzloses: Neben all den Fotos, Filmen und Bildschirmansichten steht ein gemaltes Bild ganz alleine da, bleibt in seiner Fremdheit eigentlich unsichtbar— Es sei denn, man ist bereit, die Malerei nicht nur aus ihrer spezifischen Geschichte heraus zu lesen, sondern sie auch als eine zeitgenössische Form der Weltvorstellung zu erkennen, die ihr ganz eigenes, komplexes Vokabular einsetzt.

Die Ausstellungsreihe GEGEN WEISS ist in diesem Sinne eine Aufforderung, sich anhand illustrer Beispiele im rezeptiven Gebrauch einer Sprache zu üben, die sich jenseits des Appellativen und Informativen bestens dazu eignet, über die Möglichkeiten von Bildern und die Möglichkeiten des Wahrnehmens nachzudenken: In der Gegenwart.